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Sich wieder über die alltäglichen Dinge freuen können, dafür bin ich dankbar.

Depressionen im Lockdown: Zeit, zu handeln

Prof. Dr. Christoph Bielitz über Auswirkungen der Corona-Pandemie

Die Umstände des Corona-Jahres haben uns alle sehr in Anspruch genommen und sind ein Stress-Test für die Psyche; Depressiv Erkrankte leiden seit dem Frühjahr 2020 noch stärker unter den Corona-Maßnahmen als die Allgemeinbevölkerung. Vor dem Hintergrund der aus dem „Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung „Deutsche Depressionshilfe“ hervorgehenden deutlichen Zunahme psychosozialer Belastungen gilt es, die Patienten in der Praxis gezielt zu erkennen und zu behandeln. „Es sind vielfach ältere Menschen, Demenzkranke, gesundheitlich geschwächte Menschen, Menschen, die nicht selbstkritisch eine Situation reflektieren oder aber keinen Widerstand aufbieten können. Dazu gehören auch psychisch Kranke, Kinder und Menschen mit intellektuellen Schwierigkeiten“, so Professor Dr. Christoph Bielitz, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor des Sigma-Zentrums Bad Säckingen, eine der bundesweit größten Fachkliniken für interdisziplinäre Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin.

Anlaufstelle Früherkennungszentrum
Damit es gar nicht erst so weit kommt, hat das Sigma-Zentrum das Sigma-Institut im Ärztehaus beim Freiburger Diakoniekrankenhaus (Wirthstraße 9) eröffnet und das Behandlungsspektrum erweitert: Schon in einem sehr frühen Stadium der Beeinträchtigung bietet der neu konzipierte Bereich der Individualprävention Selbstzahlern die Möglichkeit, von einer ganz auf die eigene Person und Situation fokussierten psychologischen Diagnostik und Beratung zu profitieren. Sollte im weiteren Verlauf eine psychosomatische und psychiatrische Abklärung erforderlich werden, bieten Früherkennungszentrum und Ambulanz für jeden privatversicherten Ratsuchenden und Patienten einen diskreten Zugang zu einer integrativen Beratung und Therapie. Mit diesem Stufenmodell trägt das Sigma-Institut der Tatsache Rechnung, dass die Grenzen von einfacher, vorübergehender und ernster psychischer Beeinträchtigung oft fließend sind. Für das Fachgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie ergeben sich durch die Corona-Pandemie zum Teil sehr spezifische und komplexe Herausforderungen. Die Erfahrung des vergangenen Jahres hat gezeigt, dass psychische Erkrankungen bei vielen unserer Patienten in besonderem Maße mit Angst verbunden sind. Weiterführende Informationen und Kontakt: www.sigma-institut.de (Telefon: 0761 1518713-0,  info@sigma-institut.de).

Psychosoziale Folgen und Erkenntnisse der Corona-Pandemie
So wie dieses Virus ein kollektiver Stresstest für die Psyche jedes Einzelnen ist, so gilt dies auch für die Gesellschaft. Wir wissen schon jetzt, dass „Corona“ die Häufigkeit und Intensität psychischer Erkrankungen erhöht hat. Auch wenn wir in Zukunft hoffentlich reflektierter und bewusster leben werden, ist davon auszugehen, dass die aktuelle Belastung zunächst energiezehrend ist und viele Menschen ängstlich, depressiv, erschöpft und einsam werden lässt. Schon vor der Corona-Pandemie war eine deutliche Zunahme chronischen Schmerzstörungen, Erschöpfungszuständen und Depressionen festzustellen. Es ist damit zu rechnen, dass in Zukunft auch Traumafolgestörungen, Ängste und Süchte (z. B. Alkohol- und Mediensucht) verstärkt auftreten. Es stellt sich immer mehr heraus, dass Authentizität eine außerordentlich hohe Bedeutung für die Gesundheit hat. Für mich persönlich gehört dazu auch die künstliche Trennung von „Work“ und „Life“ aufzuheben. Wenn wir Arbeitszeit als Lebenszeit begreifen, dann müssen wir auch nicht mehr einer „Work-Life Balance“ hinterherjagen. „Corona“ wird die Haltung zu Arbeit, Arbeitsprozessen, Kommunikation und Meetings verändern.In Bezug auf die Psychotherapie bedeutet Authentizität keine Sicherheit vorzutäuschen, wo keine ist. Schon der 1994 verstorbene Philosoph Sir Karl Raimund Popper kritisierte Theorien wie etwa den Marxismus und die Psychoanalyse, weil sie sich seiner Meinung nach gegen Einsprüche und Gegenargumente immunisierten. Gerade die moderne Psychotherapie lebt von der Falsifizierbarkeit (Widerlegung) der Hypothesen; es geht nicht um ewige Gültigkeit, sondern darum, Hypothesen wo nötig  zu verwerfen und sich so der Wahrheit zu nähern.

Krisen und Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS)
Die Corona-Pandemie stellt vieles, was wir für selbstverständlich gehalten haben, in Frage. Emotionaler Stress, Traumata nach schwerer Erkrankung, können die Folgen sein. Auch wenn wir im Verlauf des Jahres auf Lockerungen der Corona-Auflagen hoffen dürfen, bedeutet dies nicht, dass unser Leben wieder so wie zuvor abläuft. Im Gegenteil – und gerade, wenn man selbst zu denjenigen zählt, die eine solche Infektion überstanden haben, kann die Psyche selbst danach im Ausnahmezustand sein. Patienten und deren Angehörige sehnen sich gleichermaßen zurück nach einem normalen Leben. Hier gilt: Aktiv zu bleiben hilft in Krisenzeiten psychisch halbwegs gesund zu bleiben bzw. zu werden. Denn wenn ein Mensch etwas erlebt, das seine Anpassungs- und Bewältigungsstrategien fordert, er sich dem stellt, wird seine Aktivität zur Selbstwirksamkeit beitragen, was wiederum das psychische Wohlbefinden steigert. Gelingt das allein nicht, kann Psychotherapie helfen. Diese soll letztlich Akzeptanz der Umstände ermöglichen, Neubewertungen ermöglichen, Handlungsalternativen ausloten um dann angemessene Aktivitäten zu bahnen. Somit kann das sogenannte „Empowerment“ die Befähigung zur guten Selbstwirksamkeit bei wiederbelebten persönlichen Ressourcen neu erlernt werden.

Ausblick
Überlebt heißt nicht überstanden und genesen ist nicht gesund. Bei der Behandlung von Krisenfolgen oder Traumafolgestörungen geht es darum, dass die betroffene Person darin unterstützt wird, das Geschehene zu verarbeiten, damit es integriert werden kann. Die Prognose zur Heilung psychischer Erkrankungen ist besser, je früher diese erkannt und professionell behandelt werden.

Weiterführende Informationen und Kontakt:
Telefon: 07761 5566-0

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