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Sich wieder über die alltäglichen Dinge freuen können, dafür bin ich dankbar.

Long-COVID

Gewöhnlich verschwinden die Symptome einer COVID-Infektion („coronavirus disease 2019“) nach Tagen bis wenigen Wochen wieder. Als Long-COVID Syndrom werden anhaltende gesundheitliche Beschwerden mehr als 4 Wochen nach der akuten Corona-Infektion bezeichnet. Manchmal wird auch vom „Post-COVID-Syndrom“ gesprochen, was eine etwas andere Zeitspanne von 12 Wochen zwischen Infektion und Weiterbestehen der Symptome meint. Am 13. Oktober 2022 wurde ein große Studie mehrerer Baden-Württembergischer Universitätskliniken mit fast 12.000 Corona-Infizierten veröffentlicht (www.bmj.com/content/379/bmj-2022-071050), die zeigt, dass etwa ¼ der Teilnehmer*innen noch 6 bis 12 Monate nach der Infektion unter Symptomen litt, die sich auf die allgemeine Gesundheit und auf die Arbeitsfähigkeit auswirkten. Auch junge Menschen ohne schweren Verlauf waren betroffen. Häufige Symptome sind chronische Müdigkeit und Erschöpfung, erinnernd an das chronische Fatigue Syndrom (ME/CFS). Außerdem gab es Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, die Lunge betreffend Probleme mit der Atmung, Veränderungen des Geruchssinns (während des Zeitraums der Studie waren Varianten vorherrschend, die den Geruchssinn noch besonders beeinträchtigen konnten), Muskel- und Kopfschmerzen, aber auch psychiatrische Syndrome wie Ängstlichkeit (auch als Folge der Atemnot) und Depressivität mit Schlafstörungen. Diese wie auch andere Studien zeigen keine wesentliche Besserung der Konzentrations- und Gedächtnisstörungen (neurokognitive Symptome) mit der Zeit (hier also im Verlauf von 6 bis 12 Monaten), was auf einen sogar chronischen Verlauf diesbezüglich hindeuten könnte. Wie schon aus anderen Studien bekannt, waren mehr Frauen als Männer betroffen und generell hatte eine besonders schwere akute Erkrankung schon häufiger Langzeitbeschwerden zur Folge. Bei Schlafstörungen gibt es möglicherweise eine Wechselwirkung, indem vorbestehende Schlafstörungen den Verlauf einer COVID-19 Erkrankung negativ beeinflussen können. Schlafstörungen treten sehr häufig auch im Rahmen einer Depression auf, scheinen aber unabhängig davon ein Symptom von Long-COVID zu sein. Die Schlafstörungen gehen häufig mit Tagesmüdigkeit und reduzierter Leistungsfähigkeit einher.

Das Long-COVID Syndrom ist nur durch einen gemeinsam somatischen und psychiatrischen Ansatz zu fassen. Vor dem Hintergrund der Vielfalt an Symptomen und Auswirkungen und unserer Unwissenheit dieser neuen Erkrankung gegenüber (trotz aller Forschungsanstrengungen) ist ein Abstempeln, z. B. als rein psychisch, dem Sachverhalt nicht angemessen.

In die Gesamtbetrachtung ist mit einzubeziehen, dass auch Pandemie-bedingte Einschränkungen und z. B. ein Krankenhausaufenthalt per se ähnliche Folgen haben kann, ganz unabhängig davon, ob das Corona-Virus Grund für den Krankenhausaufenthalt war. In der oben genannten Studie waren die allermeisten Betroffenen jedoch nicht stationär im Krankenhaus behandelt worden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?     
Zunächst ist der Gang zum Hausarzt zu empfehlen. Dann wäre, gerade nach schwerem akutem Krankheitsverlauf, eine Rehabilitationsbehandlung eine Möglichkeit. Es gibt auch spezialisierte Long-COVID Ambulanzen, v.a. an einigen Universitätskliniken. Fachärzte sind für die spezifischen Bereiche zuständig, in denen Symptome vorherrschen, wie z. B. Lungenfachärzte oder Psychiater. In psychiatrischen Kliniken können die für dieses Fachgebiet relevanten Ausprägungen von Long-COVID behandelt werden, wie Depression, Angsterkrankung, Schlafstörungen und posttraumatische Belastungsstörung (z. B. nach Intensiv-Aufenthalten mit Beatmung). Von der AOK gibt es ein Internetangebot zu Long-COVID (www.aok.de/long-covid) mit Information zum Krankheitsbild und Vorschlägen zum Umgang mit Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten, auch mit Hilfe von Übungsvideos.

Mit Hilfe eines multimodalen und multiprofessionellen Ansatzes behandeln wir am Sigma-Klinikum Depressionen, Symptome chronischer Erschöpfung und Müdigkeit, posttraumatische Belastungsstörungen und Angsterkrankungen unabhängig vom Auslöser, also insgesamt z. B. auch solche Langzeit-Folgen einer COVID-Infektion.

Voraussetzung sind eine Corona-Impfung und ein negativer Corona-Test (siehe auch Covid-19 Info).