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Sich wieder über die alltäglichen Dinge freuen können, dafür bin ich dankbar.

„2020 war ein besonderes Jahr …“

Ein Jahresrückblick aus Sicht von Frau Dr. med. Heike Zachowski, Funktionsoberärztin Hygiene/Somatik

Oft haben wir diesen Satz nicht nur Ende des Jahres gehört, sondern auch immer wieder mitten drin. Manchmal mag der ein oder andere ihn auch nicht mehr hören, das verstehe ich gut…? Trotzdem wird wohl niemand behaupten, dass in diesem Jahr alles so lief, wie wir es sonst gewohnt sind. Niemand wird wohl sagen, dass wir nicht alle betroffen waren, dass wir uns alle noch ganz andere Gedanken gemacht haben als in den Jahren zuvor.

Ich möchte aber auch sagen, dass wir wohl alle sehr kreativ versucht haben die Herausforderungen zu bewältigen, die so plötzlich vor uns standen. Das war schon allein deshalb notwendig, weil sie sich auch ständig verändert haben. Niemand von uns hätte Ende 2019 geglaubt, dass wir dieses Silvester (2020/21) ab 20 Uhr nicht rausgehen dürfen und dass es kein Feuerwerk geben wird, nicht einmal eine einzige Party erlaubt wäre, oder? Von den nicht vorhandenen Weihnachtsmärkten, keinem Glühwein in Geselligkeit und weihnachtlichen Vorfreuden (? – Jesus hätte sicher mitgefeiert!) und den fast unüberschaubaren Rechenaufgaben zu Weihnachten mal ganz abgesehen. Diese Rechnungen sind trotz aller Kreativität „nie aufgegangen“, weil am Ende doch zu viele Personen am gleichen Tisch saßen, wenn auch nicht zum gleichen Zeitpunkt. Das hätte nur geklappt, wenn alle in einem Haushalt unter sich blieben und was sind das für ein Weihnachten und Silvester?

Zweite Welle
Und dann zuvor im Spätherbst, ich höre noch die Sprüche in der Öffentlichkeit: "Huch! Die zweite Welle kommt auf uns zu, damit haben wir ja gar nicht gerechnet“… Komisch, wo doch vorher alle wieder in Europa herumreisten und alles wieder offen war. Hatte tatsächlich jemand geglaubt (vielleicht gehofft – das ist immer drin), dass dieses Virus einfach verschwindet, so wie andere zuvor? Jeder, der sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat wusste, dass der Übertragungsweg ein anderer ist und dieses Virus eben schon im oberen Respirationstrakt andocken kann, im Gegensatz zu den Vorherigen ähnlicher Gestalt. Wo war nur auf einmal die medizinische Beratung durch namhafte Virologen geblieben? Oder standen jetzt doch andere Interessen im Vordergrund?

Aber vielleicht sollte ich doch zeitlich der Reihe nach berichten, wie sich das alles auf die Sigma-Klinik ausgewirkt hat. Also wann anfangen?

Wie alles seinen Lauf nahm
Begonnen hatte für mich das Geschehen bereits im November/Dezember des Jahres 2019. Da las ich von einer scheinbar neuen Erkrankung, aufgetreten in China, die plötzlich alle medizinischen Systeme „aushebelte“ und erschreckende Symptome mit vielen Todesfällen verursachte. Die entsprechenden Bilder und Berichte folgten in den allgemeinen Medien. Es war schnell klar, dass, wenn die Grenzen nach China nicht unmittelbar geschlossen würden, bei den bestehenden multiplen Handelsbeziehungen und der globalen Reisetätigkeit die Gefahr einer schnellen weltweiten Verbreitung sehr wahrscheinlich sein würde. Das Wort „Pandemie“ erschien da in Gedanken am Horizont. Dann dauerte es nicht lange und „schwups“ hatten wir den ersten Fall in Bayern. Schön, dass man da noch glaubte, durch Einzelverfolgung das Geschehen eingrenzen zu können. Leider war es zu diesem Zeitpunkt dann schon nicht mehr möglich z. B. für uns als Klinik an eine ausreichende Anzahl von Masken (dabei handelte es sich um den einfachen Mundnasenschutz) zu gelangen. Der asiatische Markt war bereits leergefegt. Nach der Verteilung des Virus ausgehend von einem kleinen Ort in den Alpen, der eigentlich zuvor eher ein Tummelplatz für Après-Ski feiernde Freizeitsportler war, trat die Verbreitung in ganz Europa so schnell ein, dass die Systeme zur Maskenbeschaffung völlig versagten. Vermutlich hatte zuvor bereits eine unbeobachtete Ausbreitung von China über Handelsbeziehungen nach Italien stattgefunden. Da halfen auch die Bestellungen von Masken auf oberster Regierungsebene zunächst nichts. Es wurden sogar Masken im großen Stil auf Flughäfen gekapert. Die „Wild-West-Manieren“ scheinen auch nach mehr als 200 Jahren in gewissen Erdteilen bzw. Ländern nicht vergessen zu sein … Im Frühjahr 2020 haben wir zu unseren Nachbarn in Italien und Frankreich geschaut und gehofft, dass uns das, was wir dort sahen, alles erspart bleibt. Wie hätte das bei diesen internationalen Vernetzungen auch sein können? Alle Mitarbeiter des Sigma-Zentrums, die aus Skigebieten in Österreich und der Schweiz kamen, mussten vorsichtshalber 14 Tage Zuhause bleiben. Zum Glück, denn es zeigte sich, dass sich tatsächlich eine Mitarbeiterin sehr wahrscheinlich beim Skifahren in der Schweiz infiziert hatte. So blieben wir in der gesamten „ersten Welle“ der Corona- Pandemie tatsächlich ohne Fälle im Sigma-Zentrum!

Mitarbeit und Zusammenhalt im Sigma-Zentrum
Um den Maskenmangel zu kompensieren, legten sich alle sehr ins Zeug, auch in unserer Klinik. Patienten und Mitarbeiter produzierten selbstgenähte Masken. Was für eine Umgewöhnung. Das erste „Hygieneteam“ hatte sich bereits gebildet. Dieses bestand aus den Leitungen der Reinigung und Hygiene, Frau Büche, und in Vertretung zu der hygienebeauftragten Pflegekraft, die krankheitsbedingt abwesend war, Frau Labude als Pflegeleitung. Unterstützt wurden wir als Hygieneteam außerdem von Herrn Bürgin als Leiter des Einkaufs und Herrn Maier als Küchenchef und Restaurantleiter. Zudem möchte ich an dieser Stelle auch alle anderen erwähnen, die unsere Arbeit begleitet haben. Ich hoffe ich vergesse niemanden: Die Teamsupporter, die immer wieder mit viel Geduld die wechselnden Situationen mitgestaltet haben und immer für die notwendigen neuen Umsetzungen offen waren und ohne deren Engagement die jeweiligen Anpassungen an Raumgröße und Patientenzahlen nicht möglich gewesen wären. Außerdem die Mitarbeiter der Patientenadministration, der Pflege und der Reinigung, die Therapeuten und Fachtherapeuten und nicht zuletzt die Sport- und Bewegungstherapeuten einschließlich der Physiotherapie. Wenn auch erst jetzt genannt, dem allen in keiner Weise nachstehend, die Mitarbeiter der Haustechnik, die insbesondere an der Verwirklichung der Quarantäne- Station, im Weiteren Station 4 genannt, teilhatten. Außerdem die Mitarbeiter des Empfangs, die zunehmend mehr und mehr Aufgaben im Hinblick auf die Sicherheit des Zugangs für Patienten und Besucher übernehmen mussten. Ich bin allen sehr dankbar für die Unterstützung nicht nur in dieser Zeit!

Sigma als Teil des medizinischen Versorgungskonzeptes
Die Station 4 – das war eine ganz besondere Aufgabe. Unter dem Eindruck der hohen Infektionszahlen und des Versorgungsnotstands im Elsass dachte man auf politischer Ebene Anfang März 2020 über die Beteiligung von umliegenden Krankenhäusern und medizinischen stationären Einrichtungen zur Entlastung der Akutkrankenhäuser nach, so auch im Landkreis Waldshut. Unter der Koordination des Landratsamt Waldshut wurde beschlossen, dass sich das Sigma-Zentrum an dieser Aufgabe beteiligen wird. So planten und schufen wir im Untergeschoss des Bettenhauses 1 eine isolierte Station zur Versorgung von Coronavirus-positiven und klinisch stabilen Patienten zur Weiterversorgung. Ende März war in einer Medienmitteilung des Landratsamt Waldshut sowie der Presse zu lesen, dass das Sigma-Zentrum Teil des medizinischen Versorgungskonzeptes des Landkreises Waldshut sein wird.

Die Umsetzung der Station 4 gelang uns innerhalb von ca. 14 Tagen. Wir hatten uns bereits zuvor gemeinsam mit Frau Bruederich Gedanken über eine eventuell notwendig werdende Isolationsstation für die behandelten stationären Patienten unserer Klinik gemacht, falls es zu einer Infektion mit dem Coronavirus kommen sollte. Aus diesem Grund war bereits das UG im Bettenhaus 1 nicht mehr für Patienten der Normalaufnahme eingeplant. Nun mussten nur noch einige Mitarbeiter mit ihren Büros und Therapiezimmern umziehen. Mit vereinten Kräften halfen die Mitarbeiter der Haustechnik bei den Umzügen. Wie gut, dass Frau Bruederich, die damals noch Frau Wolf hieß, für alle schnell neue Zimmer fand. Von Herrn Kramer und seinem Team wurden die teilweise kunsttherapeutisch umgestalteten Zimmer rasch renoviert, Möbel gerückt, ab- und eingebaut und eine Zwischentür als „Schleuse“ einzogen. Hinzu kam dann noch die IT-Abteilung, die die PC-Ausstattung und Drucker einrichtete, Telefonnummern vergab und alles Technische in dieser Richtung in Rekordzeit aus- und einrichtete. Parallel ging es an die Beschaffung und Ausstattung der Schutzkleidung und technischen Ausrüstung. Hier bewährte sich erneut die Teamarbeit der Abteilungen Hygiene, Materialbeschaffung/ Einkauf, Reinigung und Hygiene, Pflegedienstleitung und Mitarbeiter der Pflege sowie dem inzwischen in unsere Organisation ebenfalls integrierten Herrn Stoll. Es waren zahlreiche Abstimmungen mit dem Landkreis Waldshut sowie dem Klinikum Hochrhein erforderlich. Mit dem dortigen Koordinator für die Versorgung der Corona-Patienten wurden Telefonate geführt und dann war auch schon der erste Patient da.

Wie gut, dass die freiwilligen Mitarbeiter der Pflege, zumeist mit der notwendigen Fachausbildung im Hintergrund, so ein großes Organisationstalent zeigten und noch mit der ersten Patientenversorgung die Abläufe der neuen Station 4 koordinierten und stets kreativ- wirksame Lösungen für die aufkommenden Probleme in der Stationsgestaltung fanden.

Herr Behrndt wurde, obwohl erst kurz zuvor als Arzt im Sigma-Zentrum eingestellt, aufgrund seiner Qualifikationen als Facharzt für Anästhesie und Allgemeinmedizin gleich zum zuständigen Arzt für die Station 4 berufen. Insgesamt verlief die Betreuung der Patienten gut. Lediglich eine Patientin musste leider in das Klinikum Hochrhein zurückverlegt werden, da sich ihr Zustand bereits während des Transports massiv verschlechtert hatte.

Dr. med. Heike Zachowski
Funktionsoberärztin Hygiene/Somatik

 

Aktuelle Informationen zu Covid-19-Maßnahmen im Sigma-Zentrum