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Mich wieder mit klarem Kopf auf die Partnerschaft konzentrieren zu können, das war das größte Geschenk.

Psyche und Herz

Von: Dr. med. Christiane Wolf | 29.01.2014

Das Sigma-Zentrum Bad Säckingen gibt durch seine am Patienten arbeitenden Ärzte regelmäßig zu häufig vorkommenden Krankheitsbildern oder aktuellen psycho-somatischen Fragestellungen leicht verständliche Patienteninformationen heraus. Der vorliegende Beitrag ist eine Überarbeitung eines 2013 auch im Rahmen der Sigma-Akademie kommunizierten Textes von Frau Dr. Daniela Wetzel-Richter.

Häufig lauten Fragen in der Sprechstunde etwa wie folgt:

  • „Seit meinem Herzinfarkt scheint alles seinen Sinn verloren zu haben. Ich habe ich keine Kraft und keinen Lebensmut mehr, traue mir nichts mehr zu.“
  • „Ich sehe mich immer noch auf der Intensivstation liegen – als ob es gestern gewesen wäre, und habe Angst und Albträume“.
  • „Ich kann seit dem Infarkt nicht mehr arbeiten, und bin zu nichts mehr nütze.“

Die Depression ist ein Hauptrisikofaktor für die koronare Herzkrankheit (KHK), aber auch Folgeerkrankung der KHK. 25 – 30 % der Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben, entwickeln nach diesem Krankheitsereignis eine Depression. Die existenzielle Erfahrung dieser Herzkrankheit, in deren Folge sich meist das gesamte Leben in seinen Fähigkeiten, Gewohnheiten und Sichtweisen verändert, führt bei den Betroffenen zu einer Schwächung des Selbstwertgefühls und einer Verunsicherung bzgl. der körperlichen Leistungsfähigkeit. Dieses veränderte Selbsterleben hat unmittelbare Auswirkungen auf die Partnerschaft. Auch Veränderungen im Berufsleben mit Ängsten vor dem sozialen Abstieg sind denkbar. Negative Gefühle, wie Hilflosigkeit, Abhängigkeit, Vertrauensverlust in den eigenen Körper, werden oft verdrängt, um psychisch zu einem besseren Befinden zu gelangen.

Das Risiko, einen Reinfarkt zu erleiden, ist insbesondere bei fehlender Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe und Begleitung im 1. Jahr nach dem Infarktereignis um das 2-4 fache erhöht. Neben einer ungesunden Lebensweise, wie Rauchen, übermäßiger Ernährung und fehlender körperlicher Bewegung, zählen auch psychische Belastungen zu den Risikofaktoren für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit.

Verstärkend kommt hinzu, dass eine depressive Symptomatik paradoxerweise oft noch zu einer Verstärkung von ungesundem Lebenswandel  z. B. mit Bewegungsmangel, sozialem Rückzug oder Beibehalten von Rauchen oder Fehlverhalten führt; aufgrund von Ängsten werden Arzttermine vermieden oder empfohlene Medikamente nicht eingenommen.

Depressionen, die sich unter einer anhaltenden Belastung und Überforderung entwickeln, erhöhen aber das Infarktrisiko und die Prognose einer koronaren Herzkrankheit um ein Vielfaches  und verschlechtern diese mit zunehmender Schwere der Depression.

Die psychischen Stressoren bewirken nämlich auch eine Veränderung des Stoffwechsels, u. a. mit einem Blutdruckanstieg, einem Ansteigen der Blutfette, veränderter Blutgerinnung und Schwächung des Immunsystems.

Psyche und Körper, bzw. Soma, greifen also eng ineinander. Die (psychische) Depression bewirkt einen inneren Dauerstress und erhöht daher stark das (somatische) Infarktrisiko und die Sterblichkeit.
Eine gezielte psychosomatische Intervention ist in diesen Fällen möglichst frühzeitig angezeigt und verbessert Lebensqualität wie Lebenszeit.

Diagnostik und Therapieansätze in der Psychosomatik der Sigma-Klinik Bad Säckingen

  • Erstellung eines allgemeinen Risikoprofils, unter anderem mit Laborwerten, EKG,
    „Stresstest“ (Herzfrequenzvariabilität), sonographischem Arteriosklerosescreening, Belastungs-EKG Langzeitblutdruckmessung, Schlaflabor
  • Ggf. Notfalldiagnostik und Notfallbehandlung durch ärztliche 24 Stunden Präsenz
  • Enge Kooperation mit Kardiologen in räumlicher Nähe der Klinik
  • Psychologisch-Psychotherapeutische Diagnostik
  • Ernährungsberatung und Diätküche
  • Belastungsangepasstes Bewegungsprogramm
  • Medikamentöse Einstellung der Risikofaktoren
    (Hyperlipidämie, arterielle Hypertonie, Adipositas u. a.)
  • Psychopharmakologische Behandlung unter Berücksichtigung von Interaktionen mit kardialer Medikation
  • Psychotherapeutische Behandlung mittels verbaler und nonverbaler Psychotherapieverfahren
  • Ggf. Krisenintervention
  • Störungsspezifische Angebote, z. B. Angstbewältigung
  • Psychoedukation
  • Systemische Angebote z. B. Paartherapie
  • Bei medizinisch bedingten Traumata ggf. Traumatherapie
    (Stabilisierung, PITT nach Reddemann, EMDR u.a.).

Insgesamt bietet das Sigma-Zentrum Bad Säckingen für die psychische Behandlung von posttraumatischen Belastungen u.a. nach einem Herzinfarkt ein multimodales nonverbales und verbales Psychotherapiekonzept. Durch die therapeutische Bearbeitung von psychischen und physischen Faktoren verbessert sich die gesamte Prognose.

Autor:

Ärztin Christiane Wolf

Dr. med. Christiane Wolf

Oberärztin
Fachärztin für Allgemeinmedizin
Homöopathie


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