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Den Fokus für das Wesentliche zurückgewinnen

Fachtherapien in der multimodalen Therapie

Von: Klaus Kammerer | 12.08.2019

Das Therapie-Konzept im Sigma-Zentrum

Das Therapie-Konzept im Sigma-Zentrum ist die multimodale Therapie. Diese Vielfalt in der Therapie, in vielfältiger Art und Weise, was multimodale Therapie ja bedeutet, lebt von der Integrationsarbeit. Ein Nebeneinander der Aspekte wie auch das alleinige Wissen darum, hilft nicht zur Gesundung des Patienten, es bedarf der Zusammenführung der vielen Teilaspekte. Hier wird im Therapiealltag das lebensphilosophische Prinzip, das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile, praktisch für den Patienten erlebbar. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die Fachtherapien innerhalb der multimodalen Therapie, die ein Teil des „Ganzen“ sind. Aus einem Ganzen können wir nie einen Teil hervorheben, wohl aber einen Teilaspekt beleuchten.

Ein zentrales Thema in der Therapie allgemein, ist der Gewinn von Erkenntnis, die Förderung und Entwicklung der Selbsterkenntnis des Patienten. Ohne intrapsychischen Nachvollzug im Erleben, bleibt aber Erkenntnis ein isoliertes Verstehen und geht nicht über in ein inneres, aufklärendes Begreifen. Der Satz des Soziologen Niklas Luhmann (1927 – 1998): „Eine Therapie ohne Sinn wirkt nicht“, ist hier zentral zu verstehen. Sinnhaft Erlebtes und Erkenntnis können nicht voneinander getrennt werden. So sind in der multimodalen Therapie diese beiden sich ergänzenden Ansätze vorhanden, von der Erkenntnis ins Erleben, durch das Erleben in die Erkenntnis. Der Ansatz über das Erleben in die Erkenntnis ist der Grundansatz und ein zentraler Wirkfaktor in den Fachtherapien. Der erfahrungsbezogene Zugang in den Fachtherapien spricht primär den Wahrnehmungsraum der Sinne an, in dem sinnhaft subjektiv Erlebtes professionell begleitet über die Versprachlichung in die Selbsterkenntnis führt.

Erleben und Erkenntnis finden in einem Beziehungsraum statt. Bestehend aus Beziehungen zum umgebenden Kontext, in dinglicher, naturhafter oder menschlicher Weise, einwirkend auf die Beziehung zu sich selbst. Ein Beziehungsraum wird auch in der multimodalen Therapie für den Patienten geschaffen, durch ein weites Netz aus vielen Behandlerinnen und Behandlern, mit unterschiedlichsten therapeutischen Vorgehensweisen. Ein tragendes Bindungs- und Beziehungsnetz, das seine Quantität nicht unwesentlich durch die Fachtherapeutinnen und Fachtherapeuten erfährt und dadurch auch durch eine qualitativ therapeutische Vielfalt ausgezeichnet wird. Dieses multimodale Prinzip in der Therapie kann für den Patienten wie ein symbolisches Abbild seines Lebenskontextes aus dem Alltag gesehen werden. Für ihn bedeutet dies eine Vielfalt von Beziehungsgestaltungen, in denen er interaktiv neu und Sinn erlebend anders als gewohnt in Kontakt treten kann, in unterschiedlichster Art und Weise sich selbst korrigierend erfahren kann, in einem bewussten Resonanz- und Reflexionsrahmen. Die Beziehungsgestaltung wird auch in den jüngeren Forschungsergebnissen als zunehmend wichtigster Wirkungsfaktor in der Therapie erkannt. Mit Frau Dr. Brigitte Seiler, Autorin des Buches „Wirkfaktoren menschlicher Veränderungsprozesse“ (Springer Verlag), konnten wir im März 2018 im Sigma-Zentrum dazu einen interessanten Workshop durchführen. Die Fachtherapien ermöglichen in der multimodalen Therapie dem Patienten einen inhaltlich deutlich erweiterten, professionellen Beziehungsraum, auch durch die unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten und erlebbaren Eindrücke, eingestimmt auf seine individuellen Bedürfnisse. Handlungskompetenzen, bekannte wie neue, werden gefördert, seine gewohnten Überforderungsmuster können ein Regulativ erfahren. Alle Sinne werden in den verschiedenen Fachtherapien angesprochen, die Selbstwahrnehmungsmöglichkeiten des Patienten werden dadurch in ihrer Ganzheit mit einbezogen. Dieser erweiterte therapeutische Erfahrungsraum schafft mehr neue Verarbeitungsmöglichkeiten von biographischen Spuren. Veränderungsprozesse können in diesem umfangreichen multimodalen Therapiekonzept individueller geschehen. Auf die notwendigen, dem Patienten entsprechenden Impulse zur Gesundung, kann weitgefasster eingegangen werden. Die multimodale Therapie mit den Fachtherapien schafft dafür einen dynamischen und umfassenden Rahmen.

Autor:

Körpertherapeut Klaus Kammerer

Klaus Kammerer

Leitender Fachtherapeut
Körpertherapeut

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