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Den Fokus für das Wesentliche zurückgewinnen

Mitten im Leben: Zeit des Wechsels

Von: Dr. med. Wolfgang Krämer | 16.01.2018

Früher oder später kommen sie auf jede Frau zu: Die Wechseljahre markieren vielfältige Veränderungen im Körper, in der Seele und in den Lebensumständen. Für die bio-psycho-soziale Gesundheit und das individuelle Wohlbefinden vieler Frauen stellt diese Lebensphase eine große Herausforderung dar. Eine einfühlsame ärztliche Begleitung klärt somatische Erkrankungen ab und kann Sorgen um die Veränderungen und ihre Folgen entlasten.

Bei Frauen wird der Beginn der zweiten Lebenshälfte entscheidend von körperlichen und seelischen Veränderungen geprägt. Die Wechseljahre sind eine unausweichliche natürliche Entwicklung für alle Frauen zwischen 45 und 54 Jahren und gehen mit hormonellen Veränderungen einher. Zeitgleich erleben Frauen in diesem Alter aber auch unterschiedlich tiefgreifende Veränderungen im Sozialen und Familienleben.

Bereits ab dem 40. Lebensjahr durchläuft der weibliche Körper einen langwierigen Veränderungsprozess, der von Beschwerden begleitet sein kann. Knapp 70% aller Frauen der Altersgruppe um 50 Jahre leiden unter dem sogenannten klimakterischen Syndrom: sie neigen zu Nervosität und Reizbarkeit, klagen über Erschöpfung, Abgeschlagenheit und Leistungsabfall, Hitzewallungen oder Schweißausbrüche sowie Unlust und depressive Verstimmungen. Hinzu kommen oft auch Schlafstörungen, Gelenk- und Muskelschmerzen, Herzbeschwerden und Darmträgheit. Viele leiden auch unter sichtbaren Veränderungen wie einer Gewichtszunahme. Aber die typischen Beschwerden der Wechseljahre sind nicht allein das Ergebnis der hormonellen Umstellung, die den weiblichen Zyklus einstellt und gynäkologische Störungen verursachen kann. Auch durch zahlreiche biochemische Veränderungen und Änderungen im Hirnstoffwechsel sowie durch psychosoziale Faktoren kommt oftmals das seelische Gleichgewicht aus den Fugen. Viele Frauen unterliegen dann Stimmungsschwankungen, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit. Andere weinen schnell oder werden vermeintlich grundlos von Angstgefühlen geplagt. In schweren Fällen liegt eine behandlungsbedürftige Depression vor.

Neue Rolle als Frau
Oft haben auch die äußeren Lebensumstände einen Anteil daran. Private und berufliche Umbrüche vollziehen sich oft gerade während der Wechseljahre und führen zu großen Belastungen. Während manche Frauen den Auszug der Kinder als Erleichterung empfinden, erleben andere Frauen dabei Verlustängste und müssen sich mit der neuen Rollenverteilung, z. B. für Enkelbetreuung zuständig zu sein, auseinandersetzen. Gleichzeitig stemmen sie durch die steigende Lebenserwartung oft noch die Pflege für ihre eigenen Eltern. Dabei treten dann vielfach Probleme in der Partnerschaft und Brüche im Arbeitsleben auf.
So ist diese Lebensphase geprägt durch eine Suche nach neuer Orientierung im Alltag und neuen Zielen. Dies alles verändert die Eigenwahrnehmung. Selbstbild, Partnerschaft, Sexualität und Lebensgewohnheiten werden davon beeinflusst. Mitunter bedeutet das Gefühl, in die zweite Lebenshälfte einzutreten einen hohen Leidensdruck. Die Rolle als Frau und Partnerin sowie die in der Familie und Sozialumfeld muss neu definiert werden. Depressive Verstimmungen können die Folge sein. Nicht alle sind betroffen. Manche fühlen sich antriebslos, ihre Lebensfreude und ihre Interessen nehmen ab, gleichzeitig kommen viel neue Fragen auf, es wird auch bilanziert.

Ein natürlicher Prozess
Die Wechseljahre sind aber eine Lebensphase, die man weder aufhalten noch verhindern kann. Jede Frau erlebt diese Phase je nach geistiger und körperlicher Verfassung und Aktivität unterschiedlich, aber manchmal sind die Beschwerden ohne Therapie nicht zu lindern. Betroffene Frauen sollten sich an einen professionellen Gesprächspartner wenden, der sich Zeit für sie nimmt.

Ärztliche Abklärung und Beratung
In jedem Fall ist bei Frauen mit auftretenden Beschwerden in den Wechseljahren eine multimodale ärztliche Abklärung sinnvoll. Zunächst sind differenzialdiagnostisch somatische Ursachen auszuschließen, wie z. B. gynäkologische Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Schilddrüsenfehlfunktionen, Herz-/Kreislauferkrankungen oder Osteoporose. Psychiater oder psychologische Psychotherapeuten wie im Sigma-Früherkennungszentrum Bad Säckingen können dann behandlungsbedürftige Depressionen abgrenzen. Das Sigma-Zentrum Bad Säckingen kooperiert hierzu mit einem interdisziplinären Netzwerk von Spezialisten aller in Frage kommenden Fachrichtungen, um betroffenen Frauen eine ganzheitliche und individuelle Diagnostik und Behandlung zu bieten. Zudem besteht die Möglichkeit zur unverzüglichen Einleitung hilfreicher Behandlungspfade. Denn es ist bekannt, dass eine Frühintervention meist effektiv hilft: einerseits zum beruhigenden Check, ob überhaupt eine Behandlungsbedürftigkeit vorliegt, andererseits um eindeutige Symptome richtig zu diagnostizieren und um professionell helfen zu können.

 

Autor:

Leiter Qualitäts- und Risikomanagement und Arzt Wolfgang Krämer

Dr. med. Wolfgang Krämer

Leitender Arzt der Sigma-Tagesklinik
Facharzt für Allgemeinmedizin,  Familienmediziner


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